Einen Tag mal Postlerin
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Carina Skladal
27. November 2023
·
2 MIN Lesedauer

Einen Tag mal Postlerin

Brennende Fußsohlen und müde, aber glücklich. Nein, ich bin keinen Halbmarathon gelaufen. Ich habe einen Tag lang einen Zusteller aus meinem Bezirk auf seiner Tour begleitet.

Wir starten um 6:00 Uhr in der Zustellbasis Wien-Nord. Die bereits vorsortierten Briefe werden nun nach der Gangfolge des Rayons weiter sortiert. Zusteller Daniel, der schon seit 17 Jahren bei der Post tätig ist, nimmt mich heute mit in die Großfeldsiedlung. 

Als wir fertig sind, geht's auch schon in den Bus. Nach ein paar Stationen startet die Tour. Wir werfen Briefe und Päckchen in Postkästen, tauschen Unterschriften gegen RSb Sendungen und plaudern mit den Anrainer:innen. Daniel erzählt, dass viele Menschen niemanden mehr haben außer ihm und dass seine Arbeit daher auch einen sozialen Aspekt hat.

Nach 4 Stunden und rund 8 Kilometern zu Fuß sind alle Sendungen verteilt und wir machen uns auf den Rückweg in die Zustellbasis. Für mich geht es jetzt an den Computer, um alle Eindrücke, Fotos und Notizen in ein Miro Board zu füllen.

Ein Zustellwagen der Post wird auf einem Gehsteig bewegt

Design ist Wissenschaft

Wozu das alles? Nicht nur ich war als Postlerin unterwegs, sondern auch UX/UI Designerin Gjeneta Osmanaj von EBCONT in Liesing und Design Managerin Jutta Doppelreiter von der Österreichischen Post in Penzing. Diese Beobachtungen waren der Startschuss einer Initiative zur Verbesserung der Software der Handhelds, die Zusteller:innen täglich benutzen. 

Wir folgen hier dem Human Centered Design (HCD) Ansatz und befinden uns mit dieser Beobachtung als Methode in der ersten Phase “Verstehen”. Das sogenannte Shadowing hilft uns, einen Einblick in den Alltag von Personen zu bekommen. Wir sehen, welche Tätigkeiten in welchen Szenarien durchgeführt werden und lernen die Prozesse sowie die Herausforderungen in diesem Job kennen. Das gewonnene Wissen können wir heranziehen, um im weiteren Design-Prozess basierend darauf Entscheidungen treffen.

 

Effizienzsteigerung durch gute User Experience

In den nächsten Wochen werden wir uns durch die weiteren Schritte des Human Centered Design arbeiten. Alle Informationen werden nun gesammelt, geclustert, bewertet und dann priorisiert. Wir erstellen Personas, visualisieren User Flows und evaluieren mit Hilfe von Heuristiken die bestehende Applikation. 

In der Analysephase hat sich gezeigt, dass durch minimale Anpassungen des User Interfaces hinsichtlich Farbe, Konsistenz und Wording vor allem für Karriere-Einsteiger:innen eine wesentlich kürzere Onboarding-Phase erreicht werden könnte. 

  • Durch den Einsatz von Farben wird das User Interface verständlicher. 
  • Durch den konsistenten Einsatz von Farben, Komponenten und Wörtern wird dieses leichter erfassbar und Nutzer:innen gelangen schneller ans Ziel.
  • Durch gezielten Einsatz von UX Writing kann die Oberfläche rascher nach Schlüsselwörtern gescannt werden, was auch wieder zu mehr Effizienz in der Benutzung führt.

Mit einem klaren Fokus auf eine benutzerzentrierte Gestaltung und die kontinuierliche Verbesserung der User Experience sind wir zuversichtlich, dass unsere Erkenntnisse einen positiven Einfluss auf die Arbeit der Zusteller:innen haben wird und letztendlich auch auf die Zufriedenheit unserer Post Kund:innen.

Wir freuen uns auf die kommenden Schritte in unserem Design-Prozess und darauf, die Zusteller:innen dabei zu unterstützen, ihre wichtige Arbeit effizienter und benutzerfreundlicher zu erledigen.